Portrait Younghi Pagh-Paan

Werke





 

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HANG-SANG

für Altflöte, Gitarre und Rahmentrommel (1993)


HANG-SANG schrieb ich 1993 für Robert Aitken und die New Music Concerts, Toronto.

Das koreanische Wort "hang-sang" (Dauerhaftigkeit, Beständigkeit) ist identisch mit dem chinesischen Ideogramm "hong ", das in ganz Ostasien eine kulturell tragende Bedeutung hat: "ständig wiederkehrend".

Was aber ist Wiederkehr für unser Zeitgefühl, unser Empfinden? Gottfried Keller nimmt in einem seiner Gedichte eine uralte taoistische Weisheit auf: "Die Zeit geht nicht, sie steht still, wir ziehen durch sie hin..."

In der Pinsel-Schriftkunst und ebenso in der traditionellen (Tusche-)Malerei des fernöstlichen Kulturraumes wird immer wieder über die Bewegung des Pinsels auf dem Papier philosophiert. Das Pinselhaar hinterläßt durch Kraft und Rhythmus des Schreibens / Malens nicht nur sichtbare Zeichen / Spuren (das Schwarze in allen seinen Tönungen), es läßt gleichzeitig auch das Weiße des Papiers in den Raum treten. Überall dort, wo das Pinselhaar den Kontakt verliert, kommt dieses Weiß zum Vorschein. Die besondere Schönheit solcher Kunst besteht für uns darin, daß das immer schon Dagewesene sich neu zeigt. Wir nennen die weißen Einschlüsse, in denen sich der Schreibgrund in seiner Reinheit zeigt, "fliegende Leere". Es ist für mich eine der schönsten Metaphern unseres Zeiterlebens.

"Die Zeit geht nicht, sie steht still."

Younghi Pagh-Paan (1993)

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